Montag, 23. Juli 2007

Festival mit Bürgerkriegsatmosphäre














































Am Wochenende war ich buchstäblich im freien Feld unterwegs, um zu recherchieren. Nachdem ich den Artikel über die Kalt- und Bloßstellung der Opposition beendet hatte, wollte ich mir mal ansehen, wie der Staat sonst so mit Opposition umgeht. Auf der Suche nach den letzten Staatskritikern Moskaus hab ich mich zu den Punks und Anarchos in die U-Bahn gequetscht und bin zum Krylja-Festival rausgefahren.
Doch schon beim Aussteigen hat uns die geballte Staatsmacht am U-Bahnhof empfangen. Dort stand soviel Militär, dass es für einen afrikanischen Bürgerkrieg ausgereicht hätte. Keine drei Schritte weiter wurden wir alle selektiert und ich wanderte in die Mädchen-Schlange. Gürtel ausziehen, Ringe abstreifen, abtasten lassen, Taschen durchsuchen... Ich hatte noch nicht einmal mein Ticket vorzeigen müssen, bin ich schon durch 2 Metalldetektoren und vier Sicherheitskontrollen durch. Erst war es die Polizei, dann das Militär, dann die verschiedenen Einheiten vom Innnenministerium.
Als ich dann endlich im Stadion war, bekam ich noch mehr Gänsehaut: Rechts und links standen schwarz vermummte Einheiten der OMON mit Stahlhelmen, Schlagstöcken und Schilden bewaffnet. Dahinter eine Reihe Panzer, Wasserwerffahrzeuge und Gefängniszellen auf Rädern. Mit eingezogenen Köpfen schlichen sich selbst die Punks und Anarchos an denen vorbei. Die Einschüchterung zeigte volle Wirkung. Kein Grölen, keine Parolen, kein Ton zu hören. Eine seltsame Stimmung. Brav hüllte sich das Publikum der Anarcho-Bands in russische Staatsflaggen. Die Militärs, Spezialeinheiten standen in Reihe zwischen dem Publikum. Keiner der Bandleader sagte auch nur einen Ton, nur eine Frau schrie mal durch das Mikro ins Publikum, dass es ihnen verboten worden sei, ein Lied zu spielen: "Es gibt hier ja genug Polizei, die darauf aufpasst". Es folgte kein Jubeln, kein Klatschen - nur für einen Moment Totenstille. Dann marschierten auch schon wieder die Feldjäger in Reih und Glied und Gleichschritt zwischen den Zuschauern einher. Mitunter lächerlich, weil die Jungs einfach keine Disziplin haben und nicht im Gleichschritt gehen können. Die Toilettenhäuschen waren ordentlicher aufgestellt als die Jungspunde in Camouflage.

Genauso wie wir hineingeleitet wurden, so stand das Militär auch schon Spalier, als ich das Gelände abends verlassen wollte. Bis zum U-Bahnhof in ca. 10 Minuten Fußweg Entfernung mussten alle an einer Endlosschleife junger Burschen in Camouflage vorbei, dahinter wieder OMONS. Sie guckten grimmig drein, waren gelangweilt, rauchten, telefonierten, kauten an ihren Fingernägeln. Keiner war über 25 Jahre - viele unter 20. Respekt hat man hier nur vor der Masse und genau die war einfach unglaublich!

Montag, 16. Juli 2007

Verschwörung des russischen Paragraphen-Dschungels


"Ich habe ein Problem mit dem russischen Justiz-System", hatte ich heute meinen Satz angefangen und mein russischer Kollege, den ich deswegen anrief, meinte sofort "Ja, ich auch!" So waren wir uns ganz schnell einig, dass nichts so ist wie es zu sein scheint hinter den Potemkinschen Fassaden Putinstans.

Mir war in der vergangenen Woche ein Fax auf den Schreibtisch geflattert. Ich hatte den Artikel aus dem russischen Nachrichtenticker gelesen: "9 Jahre Haft für deutschen Staatsbüger" und dachte: Ach, das recherchiere ich doch mal eben nach...das war ein grober Fehler, so lapidar einfach vor mich hin zu denken.

Drei konzentrierte Tage am Telefon, bzw. drei schlaflose Nächte über meinem Wörterbuch später gab dann das Faxgerät seinen Geist auf und auch ich war kurz davor. Mehr als 200 Seiten russischen Paragraphen-Wahnsinn hatte das arme Ding ausspucken müssen und ich hatte auch noch mehrfach drauf gehauen - in der Hoffnung, dass sich dadurch ein paar Stunden Schlaf für mich ergeben.

Alles klang so einfach, so klar: Ein deutscher Geschäftsmann exportiert Zeug nach Russland, vertut sich mit den Zollbestimmungen, Polizei kommt und sperrt ihn weg. Er wird unschuldig verknackt, 9 Jahre Lagerarbeit. Schlimmes Schicksal - 5000 Zeichen Tränendrüsenattacke. Pustekuchen..es kam alles anders als gedacht.

Nach dem ersten Anruf packte mich die Neugierde: Seine Frau schluchzte erbärmlich. Sie tat mir leid, aber unter Tränen war der leichte russische Akzent gut zu hören. Deutscher Nachname, russischer Akzent: Spätaussiedler. Kombiniere: Dann hat er die russischen Zollbestimmen ja doch lesen können. Doch kein Einfaltspinsel! Er hatte mit Kaviar gehandelt und nebenbei auch mal 1 oder 2 Autos verkauft. Dass die Autos mit Panzerglas kugelsicher gemacht waren, hat sie nicht erwähnt.

Sein russicher Anwalt überschüttete mich mit Wutausbrüchen über "Gott und den verdammten Staat mit seiner verdammten Justiz", wie er immer wieder betonte. Er schien jedoch mehr an Gott zu glauben als an die Justiz. Zum Schluss eines Telefonats brachte er immer wieder der Aufruf: "Beten Sie, nur noch Gott kann ihm jetzt noch helfen!" Und wir telefonierten viel miteinander, mehrfach täglich. Manchmal kurz hintereinander. Er sprach wie ein Maschinengewehr, verhaspelte sich, so dass ich rein gar nichts mehr verstand. Ein Glück für mich, dass es in Russland noch immer schlechte Telefonleitungen gibt - besonders jenseits vom Ural, wo er lebt. So konnte ich mehrfach einfach auflegen, ihn Luft holen lassen, selbst noch die wichtigsten Vokabeln nachblättern und wieder anrufen: "Entschuldigung, die Leitung war plötzlich weg, können Sie das nochmal wiederholen?..."

Am Schluss war er der festen Überzeugung, der Geheimdienst würde seine Leitung immer wieder unterbrechen. Als wir heute Morgen einen totalen Server-Ausfall hier in der Redaktion hatten, einfach so, hätte ich beinahe schon fast selbst daran geglaubt.

Dieser Fall entpuppte sich als einzige Verschwörungstheorie des organisierten Verbrechens. Laut Aussagen des Anwalts hat "die Macht mit den drei Buchstaben" (und auch ich vermeide es, die Buchstaben hier im Internet zu posten) seinen Klientel persönlich nach Moskau bestellt, um ihn dort festzunehmen. Die Ermittlungen, das Gerichtsverfahren, der Prozess, das Urteil - alles eine ausgefeilte Methode, ihn aus dem Weg zu räumen... oder doch nur Verfolgungswahn?

Als ich zum ersten Mal das rusische Strafrechtsgesetzbuch aus dem Regal holte, um den Paragraphen über "Bildung einer kriminellen Vereinigung" nachzulesen, ging mein persönlicher Albtraum in Erfüllung: 500 Seiten russisch-juristisches Kauderwelsch.
... und das Faxgerät druckte schon wieder - dieses Mal das 67-Seiten lange Gerichtsurteil - während ich schon die ersten 50 Vokabeln nachgeschlagen hatte. Es war Freitag abend, 20.30 Uhr. Draußen regnete es in Strömen. Mir war klar: Mein Wochenende fiel buchstäblich ins Wasser.

Habt ihr gewusst, dass man auf Russisch einen Satz über 10 Zeilen ohne Punkt und Komma ziehen kann? Darin enthalten sind dann mindestens 5 Gerundivum, 6 Partizipial- und 3 ACI-Konstruktionen, 2 Adverbialbestimmungen und 27 Fußnoten mit Verweisen auf andere Paragraphen, drei Ausnahmefälle und 25 besondere Härtefallregelungen. Hier lag also die Verschörung begraben: Irgendjemand hat sich die Sätze so ausgedacht, dass sie auf keinen Fall ein Ausländer versteht!

Der Trialog rettete mich aus diesem Paragraphen-Dschungel. Nötig war ein einziger Telefonanruf: "Elena, du hast doch in Russland Jura studiert, oder? - Ich blick hier nicht durch!" Ich hörte ihr schüchternes Lächeln durch den Telefonhörer. Die Anwtort kam prompt: "Na das ist ja auch eine komplexe Sache" - ohja, das war endlich jemand, der mich verstand und mir alles auf deutsch in meinen Worten erklären konnte. Lena, ich danke dir!!

Samstag, 14. Juli 2007

Entdeckungsreise






Moskau ist die Stadt der Kontraste. Hier geht es entweder steil nach unten oder steil nach oben. Nirgendwo liegen die alten und neuen Symbole so dicht beieinander und sind doch so weit voneinander entfernt. Das sind meine Highlights der heutigen Erkundungstour!

Mittwoch, 11. Juli 2007

Im Nervenkrieg mit der Moskauer Miliz

Live-Erfrahrung nenne ich solche Tage. Die muss man einfach machen, damit man in seinem Blog was erzählen kann;-)
Ohne Scherz: Ich saß den ganzen Tag mit einem verschmitzten Schmunzeln im Gesicht auf der Moskauer-Miliz-Station und habe ungläubig den Kopf geschüttelt. So viel Behördenchaos hätte ich diesem Staat nie unterstellen wollen. Aber der Reihe nach...

Meine Registrierung sprich, meine offizielle Anmeldung als Ausländer bei den Moskauer Behörden, hatte sich in Luft aufgelöst, noch bevor ich sie je gesehen habe. Der Fahrer hatte sie angeblich abgeholt für mich, doch bekommen habe ich sie nie. Also brauche ich nun eine neue - wer weiß wo er sie verbummelt hat. Um eine neue Registrierungsbescheinigung zu bekommen, muss ich jedoch bestätigen, dass ich die alte nicht mehr habe: Verlustanzeige bei der Polizei. Dankenswerterweise hat sich der Fahrer wenigstens eine "Ausrede" ausgedacht für mich - sehr einfallsreich sogar: "Der Wind hat den Zettel weggeweht und er ist in die Kanalisation verschwunden." Wow, soviel Erfindergeist an einem Tag!! Nun gut, so viel Unglaubwürdiges konnte ich auf Russisch gerade noch erzählen ohne einen Lachanfall zu bekommen.

Das schöne an Putins perfekten Polizeistaat ist: Die Milizstation ist im Zweifel immer nur 2 Minuten Fußweg entfernt. Also schlenderte ich dort vorbei, ließ mich von der Kalaschnikow am Eingang nicht abschrecken. Der Geruch nach feuchten Schweißfüßen war noch viel schlimmer. Dann war ich auch schon mittendrin im Behördendschungel. Ich erzählte die Geschichte dem Typ am Eingangsdesk, der so dick war, dass er nicht in seine schusssicheren Weste passte. "3.Stock, Zimmer 31" - quoll aus ihm heraus. Dort wartete ich in der Warteschlange. Im Flur stank es wie in einer Ausnüchterungszelle. Ich setzte mich ans Fenster, zog es weit auf.

Nebenan ist das Gebäude des föderalen "Bundesrats", in dem Putins Vasallen sitzen. Ich beobachtete den Stau des S-Klasse Mercedes in der kleinen Seitengasse und freute mich: Wenigstens im Moskauer Verkehrschaos waren sie alle gleich, die Armen wie die Reichen. Ob nun Mercedes, Bugati oder Lada - sie kamen alle nicht weiter. Auf einer Marathon-Sitzung im Bundesrat wurden heute 100 Gesetze auf einmal verabschiedet. Als ich meinen Arbeitsplatz verlassen hatte waren sie bei Gesetz Nummer 25, ich fing an zu überlegen, wie viele Gesetze man verabschieden kann, solange ich auf der Miliz bin.

Plötzlich regte sich was um mich im Flur. Die Tür zum Zimmer 31 flog auf. "Was wollt ihr denn alle, heute?" brüllte der kleine Picklige durch den Gang. "Geht runter, 2.Stock, Zimmer Nr. 8". Ich rannte ganz schnell die Treppe runter, vielleicht hatte ich so Chancen, die erste zu sein. Pech gehabt. Ich wurde direkt von der Warteschlange vor Nr. 8 gefressen...
Nach einer weiteren Stunde klopfte endlich mal jemand an die Tür zu Nr. 8, denn es war schon merkwürdig. Überall rannten die Polizisten rein und raus, wuselten über die Gänge, um zu stempeln und auszudrucken, nur bei Nr. 8 regte sich gar nichts: Da war gar niemand drin!

Die besoffene Tussi neben mir brüllte durch den Korridor: "Nummer 8 wo bist du, wo bist du?" Da kam ein riesengroßer Blonder, total genervt "Was wollt ihr denn von mir? Ich hab keine Befugnisse!" Dann verschwand er wieder. Ich ging genervt hoch zu Nr. 31, kloppfte erst gar nicht an, platzte ins Zimmer und fragte nach Formularen zum ausfüllen. Es kann ja nicht sein, ich sitze auf einer russischen Behörde und hatte in 3 Stunden noch keinen einzigen Zettel ausgefüllt! Er gab mir schweigend 2 Formulare, rauchte an seinem Stummel, tat sonst nichts.

Es war Trick 17: Ich ging runter. Alle guckten mich aus der Warteschlange vor dem leeren Zimmer Nr. 8 an, fragten: "Was hast du da?" - "na, das Formular zum ausfüllen!" Sie rannten. Endlich hatte ich wieder einen Sitzplatz auf der Fensterbank vor Nr. 8. Dort verewigte ich meine Wind-und-Kanaldeckel-Geschichte, schmückte sie mit Uhrzeiten und fiktiven Ortsangaben aus.. Ich hatte ja wieder viel Zeit, kreativ zu sein.

Der Fernseher lief im Nebenzimmer: Gesetz Nummer 45 war auch abgenickt worden, wie alle bislang. Irgendwelche neuen Verkehrsregeln... Dann kam der große Blonde wieder, ging in Nr. 8, setzte sich neben das "Rauchen verboten"-Schild, zündete sich eine Zigarrette an und als er die genüsslich fertig hatte, winkte er mich wortlos rein. "Was willst du?" - Ich gab ihm meine Formulare. Er zeriss sie in Fetzen, ohne sie angesehen zu haben. Gab mir dieselben Formulare wieder - "ausfüllen! nochmal!" Ich parrierte, gab sie ihm wieder. Er guckte mich an: "Ausländer!" Ja, das ist schon ein Vergehen in Russland manchmal. "Andere Formulare!" ok, ich machte alles mit... er diktierte mir irgendwelchen Kauderwelsch, den ich nicht verstand. Ich schrieb brav mit. Dann tippte er meine Handschrift in seinen PC ein, druckte den Zettel aus. Druckeropatrone leer.. es dauerte ca. 20 Minuten bis er eine neue besorgt hatte.
"Wie hast du deine Dokumente verloren?" - endlich kamen wir zur Sache. Er lachte. "Der Wind, hm. ja, der geht manchmal!" Er zeriss die Zettel wieder. "Schreib was anderes auf!" Also wieder von vorne... "Passport?" ich gab ihm meinen Pass. Er ging damit davon. Ich ließ das mit dem Wind sein: Meine Papiere waren in den Kanal gefallen. Punkt.

Mittlerweile kannte ich seine ganze Familie, inklusive Hasen und Katzen von seinem Bildschirmschoner. Dann tippte er wieder mein Geschreibsel in seinen PC, druckte es aus. "Unterschreib!" Ich las zum Glück vorher, was ich da unterschreiben sollte... aber ich hab doch nicht meinen Pass verloren, sondern meine Registrierung! Er guckte wie ein Fragezeichen. "Sag das doch gleich!" Phu, hier musste ich ganz fest auf die Zunge beißen, hatte er mir nicht eben meinen Pass abgenommen?

Also, wieder neue Formulare ausfüllen, wieder abtippen, ausdrucken, unterschreiben. Er war fast so genervt wie ich. "Stempel kriegst du woanders, ich weiß nicht wo der ist!" Also bin ich von Pronzius zu Pilatus, um einen Stempel zu finden.

Als ich das Gebäude verließ waren es 5 Stunden und 60 Gesetze später. Zum Glück standen draußen immer noch die selben Autos im Stau vor der Tür, sonst hätte ich das Gefühl gehabt, als einziger Mensch heute meinen Tag verschwendet zu haben!

Die Heldenfabrik



Die Helden Russlands werden derzeit wie am Fließband produziert. Wenn sie nicht neu erfunden werden können, dann gräbt man sie eben aus. Nicht etwa auf dem alten Heldenfriedhof, sondern aus den Archiven - genauer gesagt aus dem Filmarchiv von Mosfilm, Russlands größter Filmproduktion. Ursprünglich auf Celluloit gebannt und mit neuester Technik nun digitalisiert sind sie heute jederzeit abrufbar, die Leinwandhelden der Sowjetunion. Sie laufen jetzt wieder regelmäßig - abends ab 20.15 gibt es "Krieg und Frieden", "Panzerkreuzer Potemkin", "Ivan der Schreckliche", "Andrej Rubelow" und wie sie nicht alle heißen.

Warum die Heldenfabrik Mosfilm zur Pressekonferenz eingeladen hatte, das war mir trotz ausgiebiger Recherche nicht wirklich klar. Die alten Helden sind ja nun nichts neues. So hat es mir auch wenig ausgemacht, dass ich knapp 40 Minuten zu spät war, weil der Spiegel-Fahrer irgendwo im Stau festhing und ich dann doch die Metro nehmen musste. Fast symbolisch bin ich auch noch an der Station "Park des Sieges" ausgestiegen, die eben erst frisch renoviert worden war.

Auf der Suche nach dem Eingang zu dem riesigen Gelände von Mosfilm musste ich mich durch Panzerschlachten des Zweiten Weltkrieges, Mongolenkriege und zerfallene sibirische Dörfer durchkämpfen, um dann auf einen äußerst hilfbsreiten (ja, es gibt sie doch) Milizionär zu stoßen, an dessen Sprachfehler ich scheiterte. Ich habe einfach kein Wort verstanden! So musste ich alleine die Journalisten-Gruppe im Dschungel der Filmsets suchen gehen.
Ich verlief mich endgültig im dritten Gang zwischen Kleiderfundus und Waffensammlung, die für einen afrikanischen Krieg ausreichen würde, setzte mich total abgekämpft zwischen die Ritterrüstungen und wartete. Der Engel, der mich rettete hieß Sweta. Sie brachte mir einen Tee, telefonierte eine Weile und packte mich an der Hand: "Ich hab die Journalisten gefunden!" sagte sie und ihre hundert Kilo zogen mich mit ihr fort.

"Langeweile" - das ist wohl die Überschrift, die ich und meine ausländischen Kollegen dieser Geschichte als Überschrift gerne aufgedrückt hätten. Fast ein-einhalb Stunden schob uns die Pressesprecherin von Mosfilm von einem Studio ins andere. Wir mussten uns Kameras, Computer, Mischpulte angucken - "alles modern, alles neu, jetzt auf Weltniveau" wiederholte sie immer und immer wieder. Alle nickten. Keiner war so begeistert wie sie. Der Grund: Wir wussten, die britischen Fernseh-Journalisten hatten eine bessere Ausrüstung über der Schulter, als die Film-Kamera, die sie uns als "super-neu" vorführte.

Letztlich - nach einer Stunde PK mit dem Generaldirektor, der von Putin persönlich zum Chef der Heldenfabrik ernannt worden ist- stand im hintersten Winkel endlos langer Gänge dann das, was wir alle haben wollten: das Buffet. Häppchen, Oliven, Früchte, Wasser, Wein und viel Wodka. Nach drei Runden waren alle versöhnt und wir wurden entlassen, bekamen noch Kaffeetassen, Schlüsselanhänger, Kullis und Aufkleber geschenkt und durften uns dann selbst den Weg zurück in das wahre Leben suchen. Während ich schon verzweifelt darüber nachdachte, wie ich diesen Nachmittag in einen Artikel verpackt bekomme, hatte ich mich schon wieder verlaufen...

Montag, 9. Juli 2007

Besuch bei meinen Helden












Meine Sowjet-Helden habe ich dort natürlich auch gefunden. Die Wissenschaftler, Pioniere und Enthusiasten, die mich ein Jahr durch meine Magisterarbeit über die sowjetischen Wissenschaftler hindurch begleitet haben.
Tupolews Grabstein steht nur mit einer Kannte in der Erde und fliegt trotz seiner gewaltigen Größe schier davon. Tschelomei hat von allen Raketeningenieuren den Größten bekommen und auf dem Grabmal von Mikoyan (dem kleinen Sohn des großen Stalinisten) steigt die Mig24 senkrecht in den Himmel. Iljuschin schwebt fast in liften Gefilden, so weit oben thront er über den anderen.
Nur mein Lieblingsheld, Sergej Korolew, der hat keinen Sputnik auf dem Kopf stehen. Der liegt neben Gagarin und Stalin an der Kremlmauer.

Der Friedhof der Helden














Mein ganz persönlicher Lieblingsort in Moskau ist schon immer der alte Friedhof am westlichen Moskwa-Ufer. Hier liegen sie alle: die Helden der Arbeit. Aber auch die Kommunisten, Tschekisten, Rotarmisten, Komponisten, Gorbatschowisten und nun auch die Saufköpfe von Jelzinisten. Auch dieses Mal kam ich nicht umhin, dort wieder einen Nachmittag lang in die Geschichte einzutauchen. Es war unbeschreiblich still dort - als habe die Zeit ihr Schweigen über die schreckliche Vergangenheit gelegt. Neben den wunderschönen Grabsteinen steht an jedem Grab eine kleine Bank aus Holz oder aus Stein, auf der die Witwen und Kinder einst ihre orthodoxen Trauertage absaßen. Es ist der einzige Ort in dieser Stadt, an welchem Ruhe und stille Momente wirklich gefragt sind. Ich saß dort lange und habe mich mit Chruschtschow unterhalten, mit Sacharow, Kaganovich und Mikoyan über den Stalinismus abgerechnet. Dem alten Georgier konnte ich leider nicht auf den Kopf spucken, der liegt immer noch an der Kremlmauer und wird von den Touristen durch Stein hindurch fotografiert. Dafür habe ich Gogol an die Nase gefasst und Tschechow am Ohr gezogen.

Immer wieder erstaunlich ist auch, wie auch auf Friedhöfen diese Männergesellschaft sichtbar wird. Lediglich die Gorbatschowa hat einen eigenen Grabstein bekommen. Die anderen Frauen sind daneben beerdigt. Klein und unscheinbar steht ihr Name auf dem Grabmal des Mannes - falls das ZK überhaupt erlaubt hat, sie dort auf dem Heldenfriedhof zu beerdigen, an der Seite des Gatten.

Moskaus Oktoberfest



Eigentlich wollte ich mir danach nur das Stadion ansehen gehen. Da stehe ich ohne es zu ahnen auf Moskaus Oktoberfest. Massen besoffener Russen wankten um die Bierzapfsäulen oder standen vor den Toilettenhäuschen Schlange.
Es war vor allem eine Männerveranstaltung und die Mädels waren zur Belustigung da. Nur der alte Lenin stand hoch über dem Treiben und hat keine Miene verzogen.
Jedenfalls habe ich das Bierfest verlassen ohne einen einzigen Schluck der über 50 verschiedenen Biersorten probiert zu haben - es war einfach zu früh am Morgen.

Moskau von oben




Der erste freie Tag. Ich habe den Sonntag genutzt, mir die Mega-City von oben zu Gemüte zu führen um das Gefühl loszuwerden, ich ertrinke darin.
Es gibt keinen herrlicheren Ausblick als von der Staatlichen Universität aus. Hier schwebt man über den Dingen. Und vom Hügel herab kann man unten das gigantische Olympiastadion sehen.

Samstag, 7. Juli 2007

Survival-Trainer Moskau

"Pass auf dich auf!" - diesen Satz habe ich unzählige Male vor meiner Abreise gehört. Moskau sei gefährlich. Besonders für Journlisten. Ich soll achtgeben, vor den kriminellen Russen, den Polizisten, Tschekisten, Terroristen, Extremisten, Putinisten, ehemaligen Kommunisten, Bolschewisten und all die anderen -Isten. Doch die wirklichen Gefahren in Moskau lauern ganz wo anders und sind jeden Tag allgegenwärtig:
  • Wer morgens in die Dusche steigt, muss unbedingt aufpassen, ob nicht doch heißes Wasser aus dem Hahn kommt. Das ist im Sommer eigentlich abgestellt, will man keinen extra-Aufschlag zahlen. Doch manchmal verirrt sich doch die kochend heiße Brühe in die Leitung und dann ist es vorbei mit der Erfrischung am Morgen.
  • Wer noch verschlafen die Wohnung verlässt und ausversehen die schwere Stahltür nicht richtig festhält bevor man den Schlüssel innen abgezogen hat, der steht vor der eigenen Wohnungstür - gesichert durch einen dreifachen Schließmechanismus - einfach unkaputtbar. Und man bekommt sie nie wieder auf!
  • Wer nach einem nächtlichen Regenschauer ohne Gummistiefel aus dem Haus geht, der geht direkt baden: in der nächsten Pfütze, die so tief ist, dass man darin ertrinken und keinesfalls drum herum gehen kann.
  • Wer auf dem Weg zur Metro in den Moskauer Himmel guckt und sich Gedanke über das Wetter macht, der stolpert direkt über den nächsten wilden Straßenköter, der einem zähnefletschend anbellt und mit seinen Flöhen um sich wirft.
  • Wer im Fluss der Masse durch die Schwingtür die Metro betritt, der darf sich nicht darauf verlassen, der der vor einem gehende die Tür aufhält. Immer einen Schritt Abstand halten, sonst kriegt man sie mit voller Karacho an den Kopf.
  • Wer vergessen hat, sich jenseits der Haupstoßzeiten eine Metro-Fahrkarte zu kaufen, der verirrt sich in der Warteschlange vor dem Ticketschalter.
  • Und wenn man dann nicht schnell genug durch das Drehkreuz durchkommt, schnappt die Falle zu und man hat die "Schranke" mit voller Wucht in den Weichteilen hängen. (Besonders für Männer sehr gefährlich)
  • Wer auf die Rolltreppe aufspringen will, muss schnell sein, sonst reißt sie einem in die Tiefe. Bloß nicht links stehen bleiben und die hetzende Menge blockieren, sonst hat man direkt den Ellenbogen in der Laiste hängen. Rechts gehen, links stehen. Leuten mit Höhen- und Platzangst kann ich nicht raten, die Metro zu betreten.
  • Achtung: In den unterirdischen Gängen - 150 Meter unter der Erde - kann man sich leicht verirren, an Luftmangel sterben und vom reißenden Strom der Menschenmassen mitgeschwemmt werden. Tipp: Bloß nie stehenbleiben. Immer im Gleichschritt mit den anderen gehen. Die Russen haben das in 70 Jahren Kommunismus einstudiert. Wer ausbricht, hat keine Chance. Außerdem herrscht unterirdisch linksverkehr, also bloß nicht den falschen Gang betreten. Wer gegen den Strom schwimmt wird mit bösen Blicken getötet oder muss sich an den feuchten Wand entlang quetschen bis der Tunnel zu Ende ist.
  • Wer dann endlich hinter der nächsten Menschenfront die Gleise erahnen kann, der sollte sich schleunigst Rückendeckung suchen. Sonst wird man womöglich in den schon proppe-vollen Zug hineingequetscht. Hier besteht extreme Taschen/Ärmel/Rockzipfel-Einklemmgefahr! Wer schon einmal mit einem seiner Gliedmaßen/Kleidungsstücke in der Tür eingeklemmt wurde und entsetzt feststellen musste, dass an der nächsten Station nur die gegenüberliegenden Türen aufgehen, der weiß was es heißt, im Kreis zu fahren, bis man aus der Falle entkommt.
  • Extrem wichtig: In der Metro wird folgender Satz durchgesagt: "Ne sobiraete baschewo weschy!" Das heißt: "lassen sie bloß nichts liegen!". Das ist ernst gemeint! Wer seinen Rucksack irgendwo liegen lässt, der kann sich sicher sein, dass er gefunden wird - und zwar vom Terror-Sondereinsatzkommando "Speznaz" und man sitzt gleich im Hinterzimmer der Metro-eigenen Polizeistation fest. Von dort aus gibt es unterdirdische Tunnel, die direkt in der Lubjanka enden und die hat noch im 10. unteridischen Stockwerk Gefängniszellen frei.
  • An CO2-Vergiftung zu sterben, ist nicht der schlimmste Tod, mag sein. Dennoch: Immer noch einmal Luft holen bevor man in den Zug hineingequetscht wird. Dann direkt umdrehen. Wer je wieder rauskommen will, der sollte sich mit dem Gesicht direkt an die Tür stellen. Wer mit dem Rücken zur Tür steht, wird an der nächsten Station rücklings davongespült und überrannt.
  • Nicht genug getrunken vor der Metrofahrt? Selbst schuld! Jede Stunde Fahrtzeit kostet den Körper 1 Liter Flüssigkeit, einige kostbare Nerven und 0,2 Milimeter Zahnschmelz (vom Zähne zusammenbeißen)
  • Wer das Tageslicht je wiedersehen will, der muss wissen wo es aus dem Labyrinth raus geht. Man merke sich folgende Buchstabenreihenfolge: выход в город. Tipp, wer schon die Orientierung verloren hat: es geht nach OBEN!! Immer nach dem Prinzip: hauptsächlich raus hier! Wer es nicht schafft, der fahre solange mit dem Zug weiter bis es leerer wird. In den Vorstädten kann man kurz Luft schnappen, bevor man es auf dem Rückweg erneut probiert.
  • An der frischen(?) Luft erst einmal Sauerstoff tanken. Dann das Gehirn wieder langsam hochfahren. Orientierung wiederfinden: wohin muss man eigentlich? Wo ist man herausgekommen? Zu spät? Bloß nicht aufregen! Dein Chef steckt sicher im selben Chaos fest;-)
  • Du stehst auf der falsche Straßenseite?? Jetzt gibt es zwei Optionen: Oben oder unten durch. Jetzt erst einmal Risikoabwägung: Die nächste Ampel ist sicher 3 Kilometer entfernt. Such`sie erst gar nicht. Über die Straße, von Fahrbahn zu Fahrbahn sprinten oder die nächste Unterführung suchen? Das hängt von deiner Kondition ab: Bist du Lang-oder Kurzstreckenläufer? Keins von beidem? Dann solltest du trainieren, ist überlebenswichtig!
  • Du stehst in der richtigen Straße, vor der richtigen Hausnummer? Und findest doch keinen Eingang? Versuche es im fünften bis siebten Hinterhof. Immer aufpassen, dass man die Orientierung nicht verliert! Verschwende keine Zeit, eine Klingel zu suchen. Wenn du nicht nach dem Eingangs-Code gefragt hast, dann geh nach Hause. Ohne kommt man in das Haus nicht rein.
  • Hast du den Code doch zur Hand, Glückwunsch. Aber nicht zu früh freuen. Gibt es einen Fahrtstuhl? Dann unbedingt vorher prüfen: Funktioniert das Handy, hast du ausreichend Empfang? Sonst die Feuertreppe suchen. Fahrstühle bleiben zwischen jedem Stockwerk mindestens ein Mal stecken.
  • Du hast dein Ziel erreicht und keine Klamotten zum wechseln dabei, kein Handtuch und Deo mit? Na, dann lauert in der Klimaanlagenfröstelkälte nun die nächste Erkältung auf dich! Nimm es positiv, wenn es dich nun fiebrig ins Bett wirft: Morgen bliebt dir der Stress erspart und du kannst dich von deinem Tag erholen.
Hast du jetzt schon genug vom Tag? Na, dann frohes Schaffen!

Die AK-47 wird 60 und der Urvater Michail Kalaschnikow wurde ausgegraben!































Die russische Rüstungsindustrie feiert gerade 60 Jahre AK-47 und man hat den armen tattrigen Michail Kalaschnikow aus seinem verschlafenen Ural-Städtchen nach Moskau gekarrt, um Werbung für den russischen Exportschlager zu machen.

Ich war gestern auf den Feierlichkeiten im Museum der sowjetischen Streitkräfte und durfte Mr. Kalaschnikow 2 - vorher von den Behörden genehmigte - Fragen stellen.

Zuvor bin ich jedoch vor Schreck fast gestorben. Ich saß vor dem Museum auf dem riesigen T34 ganz oben auf dem Kanonenrohr, um ein Foto zu machen wie er aus dem Auto steigt. Da geht das Feuerwerk los und - was ich nicht gesehen hatte - waren dicke Nebelkanonen an dem T34 befestigt. Der Knall unter mir war so laut, dass ich für 2 MInuten total taub war und fast vom Panzer gefallen wäre. Die Pressemeute hat sich totgelacht, wie ich da so leichenblass auf dem Panzer saß.

Jedenfalls war es ein sehr spannendes Erlebnis. Ein PR-Gag der russischen Rüstungsexport-Firma schlechthin. Und ich habe heute einen Artikel darüber geschrieben. Morgen abrufbar unter Spiegel-Online. Ich hoffe, ihr habt Lust, reinzugucken!!

Freitag, 6. Juli 2007


Seid ihr schon einmal morgens aus dem Haus gegangen, habt am nächsten Kiosk euch ein Bier geholt und damit zur Arbeit gegangen?
- keine Panik. Ich auch nicht. Es fällt mir aber wieder auf, wie viele Leute das hier tun. Auch Mädels, die keine zwanzig sind.
Dafür aber magersüchtig.

Keine Zeit, Moskau zu entdecken.


Von Moskau habe ich in der vergangenen Woche noch nicht mehr gesehen, als die üblichen verdächtigen Ecken und Sehenswürdigkeiten (достсопримечательносты - das längste russische Wort ever!). Zu lange war ich abends im Büro, zu früh spät bin ich morgens aufgestanden.
Aber natürlich bin ich den Arbat hoch und runtergeschlendert, habe mir kitschige Sachen angesehen und die Künstler beobachtet.
Ich freue mich auf das Wochenende, um endlich Moskau wieder neu zu entdecken. Auch die schönen Seiten - jenseits der Metro und der übervollen Tverskaja, wo das Büro liegt.


Auf der anderen Seite hat es auch einen Vorteil, wenn einem die Arbeit abends bis in die Unendlichkeit an den Schreibtisch kettet: Man verpasst die Rush-Hour in der Metro, und das ist gut für die Nerven und den Wasserhaushalt des Körpers.
Wahnsinn, wie viel schneller im Vergleich zu New York die U-Bahnen hier hintereinander getaktet sind. Zum Teil rollt alle 30 Sekunden ein Zug ein- und immer sind die Waggons übervoll. Ich hatte noch nie einen Sitzplatz.

Dienstag, 3. Juli 2007

Der Platz der Wünsche



Dies ist der Ort der Wünsche auf dem Roten Platz, an welchem man eine Kopeke über die linke Schulter wirft und sich dabei etwas wünschen kann. Die alten Alkis, die sich um diesen Ort postiert haben, leben von den Wunsch-Kopeken der Träumer und zanken sich mitunter bitter, wer die Kopeke auslesen darf. Das bunte Treiben ist erbamungslos.


Der zerzauste Mann, der mich früh am Morgen aus dem Bett klingelte, grummelte irgendwas unverständlich durch seine Zahnlücke, krallte sich einen Stuhl und bohrte kommentarlos ein Loch in die Tür. Dann zog er ein Kabel hindurch und drückte es mir in die Hand: "Sie sind jetzt online". Ich runzelte die Stirn. War das der Internet-Service-Dienst, den ich bestellt hatte? Ich war erstaunt...

Auf dem Weg zur Arbeit kaufte ich Obst und Gemüse am Straßenrand.

Moskau - Begegnungen nach zwei Jahren

Am Flughafen in Moskau wartete Putin auf mich - genauer gesagt: Putins Protrait auf einem Spiegel-Titelbild, das sich der Fahrer der Redaktion demonstrativ vor das Gesicht hielt. Er hatte einen sympatischen Sinn für Humor, den ich sofort gerne mochte. Im schnellen Audi fuhr er mich ein-einhalb Stunden lang mit einem wahnsinnigen Tempo einmal quer durch die Stadt: vom äußersten Süden in den höchsten Norden. Meine Wohnung liegt noch hinter dem Botanischen Garten, so weit außerhalb, dass ich es mir leisten kann. Dennoch habe ich eine sehr schöne Ecke erwischt, sehr grün, kaum Wohnblöcke, gepflegt und mit vielen Parks in der Nähe: knapp eine Stunde Fahrtzeit bis zum Spiegel-Büro in der nähe des Roten Platzes.

Meine Mitbewohnerin hat - wie soll man es anders erwarten von der jungen und aufstrebenden Elite Moskaus - Wirtschaft studiert und ist mit ihren 24 Jahren - natürlich- schon lange mit ihrem Studium fertig. Sie arbeitet bei einer der vielen tausend Moskauer Banken, die natürlich halb zu Gazprom und halb einem Oligarchen gehört. Wir redeten beim Tee lange über den neuesten Moskauer Trend: "Plastik", wie es auf Russisch so schön heißt. Sie stöhnt, sie habe so viel zu tun, da alle Moskowiter seit neuestem mit Kreditkarten einkaufen würden. Die Banken kämen gar nicht hinterher, all die bargeldlosen Zahlungen zu buchen und die Läden mit technischen Geräten auszustatten. Ich war insgeheim erfreut, vielleicht hat das Rubel-Scheine zählen bald ein Ende...