Montag, 9. Juli 2007

Der Friedhof der Helden














Mein ganz persönlicher Lieblingsort in Moskau ist schon immer der alte Friedhof am westlichen Moskwa-Ufer. Hier liegen sie alle: die Helden der Arbeit. Aber auch die Kommunisten, Tschekisten, Rotarmisten, Komponisten, Gorbatschowisten und nun auch die Saufköpfe von Jelzinisten. Auch dieses Mal kam ich nicht umhin, dort wieder einen Nachmittag lang in die Geschichte einzutauchen. Es war unbeschreiblich still dort - als habe die Zeit ihr Schweigen über die schreckliche Vergangenheit gelegt. Neben den wunderschönen Grabsteinen steht an jedem Grab eine kleine Bank aus Holz oder aus Stein, auf der die Witwen und Kinder einst ihre orthodoxen Trauertage absaßen. Es ist der einzige Ort in dieser Stadt, an welchem Ruhe und stille Momente wirklich gefragt sind. Ich saß dort lange und habe mich mit Chruschtschow unterhalten, mit Sacharow, Kaganovich und Mikoyan über den Stalinismus abgerechnet. Dem alten Georgier konnte ich leider nicht auf den Kopf spucken, der liegt immer noch an der Kremlmauer und wird von den Touristen durch Stein hindurch fotografiert. Dafür habe ich Gogol an die Nase gefasst und Tschechow am Ohr gezogen.

Immer wieder erstaunlich ist auch, wie auch auf Friedhöfen diese Männergesellschaft sichtbar wird. Lediglich die Gorbatschowa hat einen eigenen Grabstein bekommen. Die anderen Frauen sind daneben beerdigt. Klein und unscheinbar steht ihr Name auf dem Grabmal des Mannes - falls das ZK überhaupt erlaubt hat, sie dort auf dem Heldenfriedhof zu beerdigen, an der Seite des Gatten.

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